Mahnaz, Auszubildende zur Friseurin

Hessen | November 2020

2018 kommt Mahnaz mit ihrem Mann und ihrem 1-jährigen Sohn, auf der Suche nach Sicherheit und einem besseren Leben, aus dem Iran nach Deutschland. Heute ist die junge Frau ihrem Traum einen großen Schritt näher. Nach einer turbulenten und unsicheren Zeit hat sie mittlerweile einen Ausbildungsvertrag bekommen. 

Im Iran hatte Mahnaz bereits vier Jahre Sportphysiologie studiert und als Lehrerin gearbeitet. Doch in Deutschland musste sie noch einmal ganz von vorne anfangen. Dieser Neubeginn ist für viele Geflüchtete Menschen eine große Herausforderung. Denn neben den sprachlichen Hürden müssen sich die Menschen auch mit fremden Arbeitsmärkten und Ausbildungsmodellen auseinandersetzen.

Den Kontakt zu ihrem heutigen Ausbildungsbetrieb erhielt Mahnaz über das Projekt Wirtschaft integriert, welches 2016 vom Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen [HMWEVW] ins Leben gerufen wurde und vom Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e.V. [BWHW e.V.] hessenweit umgesetzt wird. Mahnaz startete hier mit dem ersten Projektbaustein, der Berufsorientierungplus [BOplus].

Im Rahmen der BOplus lernte sie verschiedene Ausbildungsberufe kennen und erhielt einen Eindruck vom dualen Ausbildungssystem. Sie machte einige Praktika und entschied sich für eine Lehre als Friseurin bei einem Kinderfriseur in Wiesbaden. Nach einer kurzen Probephase konnte sie im August, kurz nach dem Lockdown, mit der Ausbildung beginnen. Doch der Weg hierher war turbulent. Denn von der Zusage zur Ausbildung hing auch der Aufenthaltsstatus der jungen Frau ab.

Ohne Ausbildungsverhältnis hätte Mahnaz eine Abschiebung gedroht. „Dies war eine schwierige Phase für mich und meine Familie. Nicht genau zu wissen, wie es weitergeht war sehr belastend“, erzählt die junge Frau. 

Doch dann erhält sie die ersehnte Zusage. Das Warten hat sich gelohnt und die Sorgen gehen langsam über in Freude. Auch der Start in die Ausbildung verläuft gut. „Bei meiner ersten Matheklausur in der Berufsschule hatte ich die beste Note in der Klasse. Meine Lehrerin war sehr verwundert, doch ich habe in meinem Heimatland bereits als Mathelehrerin gearbeitet. Schwierigkeiten habe ich jedoch mit den Sprachkompetenzen. Das Tempo in der Berufsschule ist sehr schnell. Ich bin froh, dass ich meine offenen Fragen im Unterricht bei Wirtschaft integriert behandeln kann“.

Und auch ihre Chefin Frau Linke ist begeistert von Mahnaz: „Mahnaz kam rein und ich fand sie sofort sympathisch. Es gab zwar noch eine zweite Bewerberin in der Auswahl, aber für mich stand schnell fest, dass ich mich für Mahnaz entscheide. Die junge Mutter passt gut zu unserem Laden und geht super mit den Kindern um“.

Für ihr eigenes Kind hat Mahnaz glücklicherweise einen Betreuungsplatz bekommen. Der Ausbildung steht jetzt nichts mehr im Weg. Mahnaz musste einige Hürden überwinden, um ihrem Ziel etwas näher zu kommen. Ihr Beispiel zeigt jedoch ganz deutlich, dass es sich lohnt, auch in schwierigen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren und Schritt für Schritt weiterzugehen.

Mahnaz

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