Abdul Karim, Stahl- und Betonbauer

Ankommen in einem zunächst unbekannten Land, neu beginnen und Fuß fassen – für viele Menschen ist dies Realität. Abdul Karim ist einer von ihnen. Vor sechs Jahren kam er als 18-Jähriger nach Deutschland. Mittlerweile hat er Deutsch gelernt, erfolgreich eine Ausbildung zum Stahl- und Betonbauer absolviert und wurde von seinem Ausbildungsbetrieb in Beschäftigung übernommen. Das Erlernen der deutschen Sprache beschreibt er dabei als größte Herausforderung – die er mit viel Ehrgeiz und Durchhaltevermögen gemeistert hat.

Abdul Karim kommt 2015 aus Afghanistan nach Deutschland. „Die Sprache, die Kultur – alles war neu für mich. Aber mir war sehr schnell klar: Wenn ich etwas erreichen will, muss ich so gut und schnell wie möglich die Sprache lernen“. Anfangs ist dies gar nicht so leicht, denn ein Anrecht auf die Teilnahme an einem Integrationskurs hat er nicht. Daher nutzt er jede Gelegenheit, um auf eigene Initiative Deutsch zu lernen. Er sucht nach Büchern und Videos zum Deutsch lernen und nutzt auch im Alltag jede Gelegenheit, um seinen Wortschatz zu erweitern. „Wenn ich auf der Straße ein neues Wort gehört oder gelesen habe, habe ich das aufgeschrieben. Was möglich war, habe ich allein gelernt. Zum Glück habe ich auch viele engagierte Menschen kennen gelernt, die uns ehrenamtlich beim Deutsch lernen geholfen haben. Dafür bin ich heute sehr dankbar“, so Abdul Karim. 

Nach nur einem Jahr startet Abdul Karim mit der Berufsorientierung bei Wirtschaft integriert. Am Ende steht für ihn fest, dass die Ausbildung zum Stahl- und Betonbauer das Richtige für ihn ist. „An dem Beruf gefällt mir, dass es eine saubere Arbeit ist. Man muss sehr genau arbeiten, es kommt auf Millimeter an“. Mit einem Lächeln fügt er hinzu: „Außerdem arbeiten wir in der Halle – ich habe schnell gemerkt, dass ich im Winter nicht immer draußen arbeiten kann“.

Bei Faber & Schnepp in Wetzlar absolviert er im Anschluss an die Berufsorientierung eine Einstiegsqualifizierung. Zu Beginn ist die Kommunikation mit den Kollegen noch schwierig. „In der ersten Woche sagte mein Kollege zu mir ‚Bring mir einen Eimer‘ – ich brachte ihm einen Hammer“, erzählt Abdul Karim. Aber auch diese Anfangsschwierigkeiten überwindet er. Neben dem Praktikum im Betrieb nimmt er zusätzlich am Deutsch- und Fachunterricht von Wirtschaft integriert teil und beginnt anschließend seine Ausbildung zum Stahl- und Betonbauer.

„Das erste Ausbildungsjahr war aufgrund der Sprache für mich definitiv die größte Herausforderung. Dann wurde es Schritt für Schritt leichter“, berichtet Abdul Karim. „Der Stützunterricht bei Wirtschaft integriert war dabei für mich immer eine sehr wichtige Hilfe auf dem gesamten Weg von der Berufsorientierung bis zu den Abschlussprüfungen. Hier konnte ich mein Deutsch immer mehr verbessern und wurde im Betrieb und in der Berufsschule immer sicherer“. Auch sein Stützkurslehrer Rolf Eckert erinnert sich: „Er hat sich zur Ausbildung vom Sprachniveau A1 zum Sprachniveau B1 hochgearbeitet, sodass wir daran anschließend schließlich in die Prüfungsvorbereitung vordringen konnten. Die Sprachschwierigkeiten hat er stets mit viel Beharrlichkeit und Zuverlässigkeit gemeistert“.

Abdul Karim ist ein Beispiel für viele junge Menschen, die mithilfe von eigenem Durchhaltevermögen und einer passgenauen Unterstützung in der Lage sind, Erfolgsgeschichten zu schreiben und ihr Potential zu verwirklichen. Er hat seine Ausbildung mittlerweile erfolgreich absolviert und wurde von seinem Ausbildungsbetrieb fest angestellt. Auf dem Weg dorthin hat er viele Hürden gemeistert. „Es war nicht immer einfach, aber Aufhören war nie eine Option für mich. Heute habe ich meinen Gesellenbrief in der Hand“, erklärt Abdul Karim stolz.

 

Abdul Karim Wardak bearbeitet Querformat

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