Besondere BO-Formate

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Mit der BOplus in Teilzeit und unseren Frauengruppen sind zwei Formate entstanden, mit denen wir die Berufsorientierung für unsere vielfältige Zielgruppe bedarfsorientiert weiterentwickelt haben. An welchen Standorten wir diese besonderen Durchführungen anbieten, erfahren Sie in der Rubrik Termine.

Bericht über den Start der Teilzeit-BOplus am Standort Hanau

Anfang August 2021 startete die erste BOplus in Teilzeit am Standort Hanau. Die Berufsorientierung findet nur halbtags, dafür jedoch über einen verlängerten Zeitraum von acht Monaten statt. Diese besondere BOplus richtet sich vor allem an Menschen mit minderjährigen Kindern im Kindergarten- oder frühen Schulalter oder mit pflegebedürftigen Angehörigen im Haushalt.

Viele der 14 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die seither hochmotiviert und begeistert jeden Morgen zu „ihren“ vier Stunden Unterricht und Praxis kommen, haben tatsächlich solche Verpflichtungen. Es zeigte sich aber schnell, wie gut diese Maßnahme auch denjenigen tut, die das Lernen nie bzw. kaum gelernt haben und hier sehr viel intensiver gefördert werden können.

An den Vormittagen erarbeiten die Pädagog/-innen mit den Teilnehmenden die berufliche Orientierung und die Ausbilder/-innen geben praxisnahe Einblicke in die verschiedenen Berufsfelder. Nachmittags liegt der Schwerpunkt für die einen in der Care-Arbeit und in der Erledigung von Hausaufgaben im eigenen Zeitrhythmus. Darüber hinaus ist es für die Teilnehmenden unerlässlich, das Sprachniveau zu verbessern, individuelle Lerntechniken zu entwickeln und Gelerntes vielfach zu wiederholen.

Gerade Frauen mit Kindern und vielen Alltagsverpflichtungen erhalten in der Teilzeitgruppe die nötige Unterstützung und lernen, ihren Alltag zu strukturieren und sich auf eine Berufstätigkeit vorzubereiten. Die Teilnehmerin Myriam, Anfang 30, hat ein Kind im letzten Kindergartenjahr. Die Pädagogin half ihr, die Betreuungszeiten in der Kita zu verlängern. Somit hatte die Teilnehmerin Zeit und Luft für die Anfahrt und konnte sich wirklich auf den Unterricht konzentrieren. Die sehr engagierte Kita-Leitung sah auch Vorteile für das Kind – das Kind kann nun in der Einrichtung täglich länger Deutsch lernen.

Karim [Name geändert] kam als unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter nach Hanau. Der TN ist sehr lernfreudig, hat aber in seinem Heimatland nie eine Schule besucht. Sein großes Ziel ist es, im Bereich Heizung und Sanitär eine Ausbildung zu machen. „Über ein Praktikum hat Karim die Chance, dass der Arbeitgeber das Potential des jungen Manns erkennt und ihm über eine längere Praktikumsphase die Möglichkeit gibt, in eine Ausbildung zu kommen, die er zweifelsohne bestehen kann“, davon ist die zuständige pädagogische Mitarbeiterin überzeugt.

Teilnehmende der BOplus in der Metallwerkstatt

Teilnehmende der BOplus in der Metallwerkstatt

Bericht über den Start der Frauen-BOplus am Standort Fulda

Anfang Oktober 2021 startete in Fulda erstmalig die BOplus für Frauen des Projekts Wirtschaft integriert mit 10 Teilnehmerinnen. Für die Durchführung des Projektes konnte der Kooperationspartner Grümel e. V. gewonnen werden. Das Angebot der BOplus konnte damit um neue Berufsfelder wie Verkauf, Wäscherei, Hauswirtschaft, Großküche und Kantine erweitert werden. Vier Berufsfelder werden von jeder Teilnehmerin im Laufe der BOplus erprobt. Durch das Netzwerk mit Grümel e. V. und dessen langjähriger Erfahrung mit der Zielgruppe haben die Teilnehmerinnen im Anschluss auch die Möglichkeit, eine theoriereduzierte Ausbildung zu absolvieren.

Seit nun sechs Wochen läuft die BOplus für Frauen in Fulda [Stand: November 2021]. Nach einer vierwöchigen theoretischen Einheit und Vorbereitung auf die Praktika konnte bereits ein enges Gruppengefüge gebildet werden. Neben den schulischen Kompetenzen, Normen- und Werteverstehen sowie EDV- und regelmäßigen Deutscheinheiten nutzen die Teilnehmerinnen die tägliche BOplus auch zum Austausch untereinander. In einem sicheren Rahmen können sie gemeinsam über die Fluchterfahrungen sowie Kultur, Tradition und das Leben in Deutschland reflektieren. Das Projekt findet regional immer mehr Zuspruch und Unterstützung von Netzwerkpartner/-innen und Auftraggeber/-innen. Die vielfältige Kooperation schafft Synergien und Förderketten, um auch die berufliche Perspektive geflüchteter Frauen nachhaltig fördern zu können.

Für die zehn Teilnehmerinnen steht fest: Sie sind bereit, um in die Berufswelt zu starten.

Sohillah, BOplus-Teilnehmerin

„Ich nehme an der BOplus teil, weil ich im kaufmännischen Bereich Fuß fassen möchte. In meinem Heimatland Afghanistan habe ich BWL und Rechnungswesen studiert. Nach langen Prozeduren wurde dies auch in Deutschland anerkannt. Ich habe so viel theoretische Qualifikationen hinter mir, nun möchte ich mich endlich in der Praxis ausprobieren. Das Praktikum im Verkauf ist super für mich, um in Deutschland langsam wieder in das Berufsleben reinzukommen.“

Ayantu, BOplus-Teilnehmerin

„Ich nehme an der BOplus teil, weil ich 2022 eine Ausbildung starten möchte. Ich habe bereits Berufserfahrung in der Hauswirtschaft gesammelt und ein Praktikum in der Wäscherei gemacht. Ich habe nun ein Jobangebot in der Hauswirtschaft bekommen.“

Asha, BOplus-Teilnehmerin

„Ich möchte endlich ins Berufsleben einsteigen. Die Kinder sind nun alle groß und in der Schule, jetzt möchte ich durchstarten. Jedoch ist Familienmanagement und Berufsleben nicht immer einfach. Den Wäscherei- und Textilbereich habe ich schon kennengelernt. Das zweite Praktikum mache ich in der Großküche. Nach meinem Praktikum in der Großküche möchte ich mich auf jeden Fall um eine Teilzeitstelle dort bewerben.“

Sadia, BOplus-Teilnehmerin

„Ich finde die Kombination Deutschkurs und Praktika super. Meine Deutschkenntnisse sind sehr gering, da ich nie in einem Sprachkurs in Deutschland war. Italienisch und somalisch spreche ich fließend. Nun wird die deutsche Sprache meine neue Herausforderung.“