Praxisberichte aus dem Landesprojekt

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Herr Johannes Daleiden

Pädagogischer Mitarbeiter & Deutschlehrkraft im Landesprojekt Wirtschaft integriert

 

Was sind Ihre Aufgaben im Bereich der EQplus und was macht Ihnen daran besonders viel Spaß?

In der EQplus übernehme ich den Deutschunterricht vor Ort und die sozialpädagogische Begleitung. Dazu gehören unter anderem die Dokumentation des Leistungsstandes, die Vermittlung zwischen Teilnehmenden und Betrieben, das Bewerbungscoaching und die Vermittlung in Ausbildung. Hinzu kommen die regelmäßigen sozialpädagogischen Angebote. Welche Tätigkeit mir am meisten Spaß macht? Alles. Ein Tag ist für mich perfekt, wenn ich merke, dass die Teilnehmenden im Unterricht motiviert sind, sie verstanden haben, was ich ihnen erklärt habe und wenn ich dann noch eine positive Rückmeldung vom Betrieb komme.

 

Welches Begleitangebot bietet das BWHW in der EQplus und was finden Sie daran besonders wichtig? Welche Aspekte würden Sie besonders hervorheben?

Das Begleitangebot der EQplus umfasst Deutsch- und Mathematikunterricht, Förderunterricht, Wertevermittlung, die berufsbezogene Sprachförderung und die sozialpädagogische Begleitung der Teilnehmenden. Im Rahmen der sozialpädagogischen Angebote haben wir neben einem EDV-Kurs, Sondereinheiten in der Sozialkunde, einem Grundlagenkurs zum deutschen Politiksystem bspw. auch schon Ausflüge und Museumsbesuche durchgeführt. Kurz vor dem Ausbildungsbeginn bieten wir an unserem Standort außerdem eine Intensivwoche an, in welcher die EQplus-Teilnehmenden intensiv auf die Berufsschule vorbereitet und über Rechte und Pflichten in der Ausbildung informiert werden. Besonders hervorheben würde ich die Kontaktpflege zu Betrieben, der späteren Berufsschule und vor allem natürlich den Unterricht. Ich erlebe es immer wieder, dass einige Teilnehmende wenig bis keine Schulbildung aus dem Heimatland mitbringen und auch in Deutschland bisher wenige Sprachkurse besucht haben. Ein direkter Einstieg in die Berufsschule würde in diesen Fällen vermutlich nicht funktionieren. Daher ist eine Heranführung an den schulischen Aspekt der Ausbildung sehr wichtig, besonders auch weil er relevant für das Bestehen der Prüfung ist.

 

Welche Potentiale sehen Sie in der EQplus?

Ich denke, das Begleitangebot ist für unsere Zielgruppe wirklich ein großer Vorteil gegenüber der regulären EQ, bei welcher die Teilnehmenden stattdessen direkt in die Berufsschule gehen. Der direkte Vergleich mit den Mitschülerinnen und Mitschülern in der Berufsschule könnte zu einem Frustrationserlebnis führen, wenn diese fachlich überlegen sind. Im schlimmsten Fall könnte dies dann sogar in den Abbruch der EQ münden. Besonders der zusätzliche Deutschunterricht in der EQplus bildet dabei einen großen Pluspunkt, da für den späteren Besuch der Berufsschule höhere allgemein- wie fachsprachliche Deutschkenntnisse Voraussetzung sind.

 

Für welche Personen bietet die EQplus besonders viele Chancen?

Die EQplus richtet sich vor allem an Menschen mit Sprachförderbedarf, besonders wenn diese wenig bis keine Erfahrungen mit Bildung haben. Durch Wirtschaft integriert können die Teilnehmenden behutsam, aber nachhaltig an den deutschen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt herangeführt werden.

 

Welchen Mehrwert hat die EQplus für Betriebe?

Für den Betrieb gibt es viele Vorteile. Er kann zunächst die Teilnehmenden besser kennenlernen und beobachten wo die individuellen Stärken und Schwächen liegen, um diese auch praktisch gezielter fördern zu können. Zudem gibt es Fördermöglichkeiten für den Betrieb. Durch die Vorbereitung der Teilnehmenden auf die Ausbildung und auf den späteren Abschluss gestaltet sich der Erfolg auch für den Betrieb nachhaltig. Schließlich wird im Rahmen der EQplus angestrebt, dass die Teilnehmenden Praktikum wie Ausbildung im gleichen Betrieb absolvieren, um dort später auch in eine Erwerbstätigkeit zu münden.

 

Was finden Sie in der Beratung der Betriebe besonders wichtig?

Wichtig ist, dass der Kontakt zwischen BWHW und Betrieb intensiv gepflegt wird und man sich auch klar als Ansprechperson kommuniziert. Es ist wirklich wichtig zu verdeutlichen: Es sind drei Parteien, die mitwirken – der/die Teilnehmende, der Betrieb und das BWHW als gleichberechtigte Parteien.

 

Wie organisieren Sie das Begleitangebot und die Kommunikation mit Teilnehmenden und Betrieben während Zeiten von Corona?

Aufgrund der Pandemie fand der Unterricht phasenweise per Videokonferenztool statt. Die Arbeitsaufträge ließen wir den Teilnehmenden entsprechend vorab zukommen. Sie bearbeiteten diese und schickten sie dann an uns zurück. Im virtuellen Unterricht besprachen wir dann gemeinsam die Ergebnisse. Dabei hatten wir die Teilnehmenden nach Niveaustufen aufgeteilt und konnten so je nach Leistungsstand gezielt fördern. Auch die Betreuung im Wechselunterricht funktionierte gut. Während der Umstellung auf digitale Lernformate standen wir unseren Teilnehmenden selbstverständlich unterstützend zur Seite. Teilnehmende, welchen die notwendige technische Ausstattung zuhause nicht zur Verfügung stand, konnten entsprechende Geräte beim Bildungswerk ausleihen oder die Technik vor Ort nutzen. Hierbei haben die Mitarbeitenden zusätzlich unterstützt, sind für die Teilnehmenden aber auch immer telefonisch erreichbar. Insgesamt konnten wir beobachten, dass sich der Online-Unterricht positiv auf die Eigenständigkeit der Teilnehmenden auswirkt. Die Kommunikation mit den Betrieben funktioniert weiterhin gut über Telefon und E-Mail.

 

Zu Ihrem aktuellen EQplus-Teilnehmer: Was waren Meilensteine, die er bereits bewältigt hat? Wie würden Sie seine Entwicklung beschreiben? Was möchten Sie ihm mit auf den Weg geben?

Bei Herrn Tahir war es positiv, dass er durch den Schulabschluss in seinem Heimatland und die vorhergehende Teilnahme an der BOplus bereits Lernerfahrungen in die EQplus mitbringen konnte. Anfangs habe ich ihn als eher zurückhaltend erlebt, konnte aber beobachten, dass er sich inzwischen sehr gut in die Gruppe integriert hat. Ich denke, das konnte ich durch die Arbeit in Kleingruppen ganz gut fördern. Mein Rat an ihn: „Mach dein Ding und mach die Ausbildung fertig! Wenn du das Ticket in der Hand hast, kannst du machen was du möchtest. Lass dich nicht davon beeindrucken, wenn in der Berufsschule jemand an dir vorbeizieht.“