5 Jahre Wirtschaft integriert

2016 initiierte das Hessische Wirtschaftsministerium das auch bundesweit einmalige Landesprojekt mit dem Ziel, Menschen mit Sprachförderbedarf von der Berufsorientierung bis zum erfolgreichen Abschluss der betrieblichen Ausbildung zu begleiten. 2021 können wir auf fünf erfolgreiche Jahre der Projektumsetzung zurückblicken.

Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen

„Unsere Initiative "Wirtschaft Integriert" wirkt gleich doppelt: Eine abgeschlossene Berufsausbildung ist die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit und Hessens Unternehmen suchen dringend Fachkräfte. Gleichzeitig ist eine Berufsausbildung ein wesentlicher Baustein zur gesellschaftlichen Integration. Von „Wirtschaft Integriert“ profitiert die Wirtschaft ebenso wie die Gesellschaft, letztlich also alle. Hessen hat damit ein im Ländervergleich einmaliges Programm gestartet, das zugewanderten oder geflüchteten Menschen den Weg zum Berufsabschluss öffnet.“

Gemeinsam zum Erfolg - Stimmen aus dem Netzwerk

Tagtäglich setzen sich im Rahmen von Wirtschaft integriert in ganz Hessen viele engagierte Menschen auf unterschiedlichen Ebenen dafür ein, Menschen mit Sprachförderbedarf in ihrer beruflichen Integration zu begleiten und zu unterstützen. Stellvertretend für viele andere präsentieren wir Ihnen unterschiedliche Stimmen aus dem großen Netzwerk, welches das Landesprojekt trägt. Lernen Sie auf diese Weise unsere Teilnehmenden, Betriebe, Mitarbeitenden und Kooperationspartner kennen. Auch die Institutionen, die im Steuerkreis von Wirtschaft integriert vertreten sind, geben einen Einblick in ihr Engagement und die Zusammenarbeit.

Dr. Mareike Banka, Abteilungsleiterin an der Käthe-Kollwitz-Schule in Wetzlar

Wirtschaft integriert ist für uns ein beständiger und verlässlicher Netzwerkpartner. Junge Geflüchtete, die aufgrund ihres Alters nicht mehr in schulische Bildungsgänge einmünden können, erhalten über die Maßnahmen der Berufsorientierung und der Einstiegsqualifizierung eine gute Chance außerhalb des Schulsystems in den Arbeitsmarkt integriert zu werden. Auch die Ausbildungsbegleitung empfinden wir für unsere Auszubildenden mit Sprachdefizit als sinnvolle ergänzende Maßnahme, damit die schriftlichen Abschlussprüfungen keine Hürde für einen erfolgreichen Abschluss darstellen. An der Kooperation schätze ich vor allem die unkomplizierte Kommunikation und das gemeinsame Arbeiten FÜR die Jugendlichen."

Christoph C. Gluche, Hauptabteilungsleiter Berufsbildungs- und Technologiezentren der Handwerkskammer Wiesbaden

„Die Berufsbildungs- und Technologiezentren der Handwerkskammer Wiesbaden an den Standorten Wiesbaden und Wetzlar haben innerhalb des Projekts Wirtschaft integriert den Bereich Berufsorientierung übernommen. Innerhalb mehrerer Wochen können die Teilnehmenden hier verschiedene Handwerksberufe praktisch erleben und ihre Stärken erkennen. Im Anschluss daran erfolgt oft ein Praktikum und sogar die Aufnahme eines Ausbildungsverhältnisses bei einem Handwerksbetrieb. Wir engagieren uns sehr gerne dafür, die Teilnehmenden in ihrer beruflichen Orientierung zu unterstützen und ihnen berufliche Chancen zu ermöglichen."

Milica Abdusevic, ABplus - Teilnehmerin aus Serbien

„Ich bin im ersten Lehrjahr meiner Ausbildung zur Verkäuferin bei Lidl. Im Stützunterricht von Wirtschaft integriert sind wir in kleinen Gruppen, da kann ich meine Fragen immer in Ruhe klären. Das ist besonders wichtig, seit der Unterricht in der Berufsschule wegen Corona digital stattfindet. Und das Wichtigste ist – wir sind nicht allein! Der Austausch mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ist für mich sehr wichtig und hilft immer weiter.“

Prof. Dr. Jan Hilligardt, Geschäftsführender Direktor des Hessischen Landkreistages

„Herzlichen Glückwunsch zum 5. Geburtstag! Einfach ein vorbildliches Programm, das schnell und unkompliziert Menschen mit Sprachförderbedarf in Hessen eine bodenständige und solide Berufsperspektive bietet. Die Landkreise als Partner des Programms sind über das Asylbewerberleistungsgesetz, die Kinder- und Jugendhilfe sowie die Grundsicherung für Arbeitsuchende sehr nah an diesen Menschen. Dadurch leisten sie seither einen nicht unerheblichen Beitrag an Wirtschaft integriert.“

Dr. Thomas Koppe, Head of Apprenticeship & Education, Merck Darmstadt

„Menschen aus verschiedensten Kulturkreisen und unterschiedlichster Bildungswege eine Perspektive zu vermitteln und Ihnen so die Teilhabe an unserem gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen – dafür steht Wirtschaft integriert als beispielhafte Initiative. Wir sind hier daher als Unternehmen Merck gerne Kooperationspartner und beteiligen uns daher jetzt wie auch zukünftig aktiv an den Maßnahmen von Wirtschaft integriert.“

Kerstin Kranich, Geschäftsführerin Adelmann Elektro-Service GmbH & Co. KG in Darmstadt

„Wir sind sehr dankbar für die individuelle Unterstützung unserer Auszubildenden. Wirtschaft integriert hilft unseren Azubis ein gutes, in einem Fall ein sehr gutes Prüfungsergebnis zu erreichen. Ohne diese Hilfe hätten es gerade Azubis, die noch nicht so lange Deutsch sprechen oder Lücken in Mathe haben, viel schwerer oder würden sogar die Ausbildung abbrechen. Die Kombination zwischen betrieblicher Ausbildung, Berufsschulunterricht und der Nachhilfe über Wirtschaft integriert sichert uns gut ausgebildete, qualifizierte Fachkräfte, deren Wissen und Arbeitskraft so wichtig sind!"

Imad Eddin Alhassoun, ABplus - Teilnehmer aus Syrien

„Als ich nach Deutschland kam, musste ich noch einmal neu anfangen. In meiner Ausbildung zum Koch beim Studentenwerk Gießen sehe ich eine große Chance, um in Deutschland einen guten Beruf zu lernen. Der Unterricht und die Begleitung bei Wirtschaft integriert helfen mir dabei, meinem Ziel jeden Tag einen Schritt näher zu kommen. Besonders der Deutschunterricht ist wichtig, um mit dem Tempo in der Ausbildung mitzukommen.“

Ullrich van Leeuwen, Teamleiter des Projektbüros im Jobcenter Stadt Kassel

„In unser Jobcenter kommen junge Menschen mit großen Hoffnungen auf einen erfolgreichen Einstieg in ihr Berufsleben. Die fünf Jahre des Projektes Wirtschaft integriert beweisen, dass diese Hoffnungen häufig erfüllt werden können, wenn alle Verantwortlichen im Rahmen der eigenen Möglichkeiten auf das Ziel hinarbeiten und im Sinne der Jugendlichen an einem Strang ziehen.“

Dr. Frank Martin, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Hessen

„Mit Wirtschaft integriert wurde ein wichtiger Schritt gegangen, um die Integration von Zuwanderern in unsere Gesellschaft voranzutreiben. Orientierung, Qualifizierung und Ausbildung sind wichtige Stellschrauben, damit Arbeitslosigkeit und der Verbleib in den Sozialsystemen vermieden wird. Auf dem Weg zu einer abgeschlossenen Berufsausbildung macht dieses Projekt die jungen Menschen mit einer durchgängigen Förderkette in vorbildhafter Weise fit für ihre Ausbildung.“

Michael Müller-Puhlmann, Referatsleiter III 6 C, Abteilung „Arbeit“, Hessisches Ministerium für Soziales und Integration

"Wirtschaft integriert hat es geschafft, viele junge Geflüchtete, aber auch andere junge Ausbildungswillige mit Deutschförderbedarf, nicht nur beruflich zu orientieren, sondern ihnen eine realistische Perspektive für eine duale Berufsausbildung in Deutschland zu eröffnen. Dass darunter auch etliche junge Frauen sind, freut mich ganz besonders. Gerade jungen Menschen aus Afghanistan wurde dabei geholfen, hier in einem qualifizierten Beruf mit guten Verdienstmöglichkeiten Fuß zu fassen und die Abhängigkeit von Transferleistungen und die Furcht vor Abschiebung zu überwinden.“

Patritsiya Stoyanova, Speditionskauffrau, Absolventin aus Bulgarien

„Mit der Hilfe von Wirtschaft integriert habe ich meine Ausbildung zur Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistung erfolgreich abgeschlossen. Das Team von Wirtschaft integriert hat mir immer dabei geholfen, den Weg zu meinen Zielen zu finden und war immer für mich da. Schritt für Schritt bin ich den Weg bis zum Abschluss meiner Ausbildung gegangen. Die Begleitung hat mir dabei geholfen, selbstbewusst zu sein und – ganz wichtig – immer motiviert zu bleiben.“

Milica Petrovic, Pädagogische Mitarbeiterin in der BOplus für Frauen in Frankfurt

„Das Projekt Wirtschaft integriert unterstützt mit diversen Angeboten auch Frauen sowie junge Mütter mit Sprachförderbedarf auf ihrem Weg ins Berufsleben und ermöglicht durch intensive Begleitung in der Ausbildung positive Zukunftsperspektiven. Als Pädagogin kann ich meinen Teilnehmerinnen Wege zur gesellschaftlichen Teilhabe aufzeigen und die beruflichen Träume in den meisten Fällen wahr werden lassen. ‚Zukunftmöglichmacherin‘ zu sein ist ein sehr gutes Gefühl!“

Dr. Martin Pott, stv. Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Wiesbaden

„Flüchtlinge in Ausbildung und Beruf zu integrieren, ist für das hessische Handwerk eine Erfolgsgeschichte gewesen. Knapp über 10 Prozent aller neuen Lehrverträge im Handwerk wurden mit Geflüchteten in den letzten Jahren abgeschlossen. Gute Berufsorientierung war dabei ein Schlüssel zum Erfolg. Deshalb war es wichtig, dass sich Bildungszentren des Handwerks im Projekt Wirtschaft integriert dafür als kompetente Partner engagiert haben. Ein Slogan der bundesweiten Handwerkskampagne macht klar, was Willkommenskultur des Handwerks ist: Bei uns zählt nicht, wo man herkommt, sondern wo man hinwill.“

Heike Scherneck, Berufsberaterin bei der Agentur für Arbeit in Gießen

„Menschen mit Sprachförderbedarf haben gute Chancen, eine betriebliche Ausbildung zu meistern – wenn sie die nötigen Hilfen dazu bekommen. Wirtschaft integriert unterstützt diese Zielgruppe seit nun schon 5 Jahren – engagiert, individuell und empathisch. Die Kolleginnen und Kollegen akquirieren Praktikums- und Ausbildungsstellen und begleiten die jungen Leute bei der Ausbildungssuche, im Verlauf der Einstiegsqualifizierung und in der Ausbildung. Die Erfolge sprechen für sich. Die Berufsberatung gratuliert zum 5-jährigen Bestehen und freut sich auf die weitere gute Zusammenarbeit!“

Abdul Karim Wardak, Stahl- und Betonbauer, Absolvent aus Afghanistan

„Ich habe von der Berufsorientierung bis zu meinem Abschluss als Stahl- und Betonbauer an Wirtschaft integriert teilgenommen. Heute habe ich meinen Gesellenbrief in der Hand. Dafür war die Begleitung bei Wirtschaft integriert für mich sehr wichtig, besonders der Deutschunterricht und die Hilfe bei fachlichen Fragen. Aber auch bei Schwierigkeiten im Betrieb und in vielen anderen Alltagsfragen haben wir gemeinsam Lösungen gefunden. Ich kann das Programm allen Menschen, die in ihrer Ausbildung sprachliche Unterstützung brauchen, unbedingt weiter empfehlen.“

Dr. Brigitte Scheuerle, Geschäftsführerin Aus- und Weiterbildung bei der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main

Wirtschaft integriert bietet eine gute Struktur zur Unterstützung von Menschen mit Sprachförderbedarf. Auf diese Hilfestellung verweisen wir gern bei der Beratung von Unternehmen, die überlegen, Geflüchtete und Zugewanderte einzustellen.“

Birke Wächtershäuser, Damen- und Herrenschneidermeisterin, Dozentin an der Handwerkskammer Wiesbaden und Ausbilderin bei Wirtschaft integriert

„Der fundamentale Kern der Berufsorientierung ist es natürlich, ungeahnte Fähigkeiten und Interessen heraus zu stellen. Aber das wahrscheinlich wirklich Besondere an dem Programm ist das Zusammenkommen verschiedenster Ethnien aus allen Altersgruppen, um gemeinsam die gesamte Vielfalt der Handwerkskammer zu erarbeiten. Die Gruppendynamik, die dabei zwischen den Teilnehmenden entsteht, ist eine Form von Teamarbeit, die wirklich einzigartig ist und sowohl Zusammenhalt als auch Respekt voreinander lehrt.“

Was erreicht wurde - Wirtschaft integriert in Zahlen 

Bis heute konnten bereits viele Menschen mit Sprachförderbedarf in Hessen von den Angeboten des Landesprojektes profitieren. Vielfalt gewinnt – dies zeigt ein Blick auf die unterschiedlichen Herkunftsländer unserer Teilnehmenden und auf die Vielzahl der Ausbildungsberufe, die in der Landesinitiative vertreten sind. Die Bausteine BOplus, EQplus und ABplus haben sich in den vergangenen Jahren als erfolgreiche Instrumente zur beruflichen Integration bewährt. Die Anzahl unserer erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen macht deutlich, dass der Weg zum Berufsabschluss mit dem Begleitangebot von Wirtschaft integriert für viele Menschen realistisch wird. 

3560 Teilnehmende an der Berufsorientierung
74% Erfolgsquote bei Abschlussprüfungen
1891 begleitete Auszubildende
159 unterschiedliche Ausbildungsberufe
1339 EQ-Teilnehmerinnen und EQ-Teilnehmer
69% Übergangsquote aus EQ in Ausbildung und Arbeit
106 Herkunftsländer von Afghanistan bis Zypern
88% Übergangsquote aus AB in Beschäftigung

Stand: Juni 2021