Berufsbezogene Sprachförderung

In allen drei Projektbausteinen von Wirtschaft integriert nimmt die berufsbezogene Sprachförderung einen wichtigen Stellenwert ein. Berufsbezogene Sprachförderung verstehen wir als eine Querschnittsaufgabe. 

Der „klassische“ Deutschunterricht – Grundlage unserer Deutschförderung

Unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehen sich auf ihrem Weg zum Ausbildungsabschluss vor eine doppelte Herausforderung gestellt: Neben den fachlichen Inhalten ist das Erlernen der Fachsprache eine große Herausforderung. Von der Alltagssprache zur Unterrichtssprache bis hin zur Fachsprache kann es ein steiniger Weg sein, den unsere Teilnehmenden mit viel Motivation und Ausdauer bewältigen. Unterstützt werden Sie dabei durch das engagierte Team von Wirtschaft integriert.

Der begleitende Deutschunterricht in allen drei Bausteinen findet daher in Kleingruppen statt. Unsere qualifizierten Deutschlehrkräfte arbeiten mit ausgewählten Methoden, Unterrichtsmaterialien und digitalen Tools. Darüber hinaus haben wir auch eigene Materialien entwickelt.

Sprachliches und fachliches Lernen zusammen denken

Um die Projektteilnehmenden noch besser auf die Ausbildungs- bzw. Berufsschulanforderungen vorzubereiten und zu unterstützen sowie den erfolgreichen Ausbildungsabschluss sicherzustellen, setzen wir in der Einstiegsqualifizierung [EQplus] und Ausbildungsbegleitung [ABplus] neben den „klassischen“ Sprachförderangeboten auf eine Ausweitung der berufsbezogene Sprachförderung im Rahmen des Fach- bzw. Stützunterrichts.

Dabei geht es nicht darum, dass die Fachlehrkräfte Sprachunterricht anbieten, sondern vielmehr darum, die Lernenden im Unterricht bedarfsorientiert und gezielt sprachlich zu unterstützen. Denn sprachliches Lernen und fachliches Lernen sind untrennbar miteinander verbunden. Auch der Fachunterricht muss so gestaltet werden, dass das fachliche Lernen nicht durch sprachliche Schwierigkeiten eingeschränkt wird.

Sehen Sie in unserem neuesten Videoclip, wie wir die berufsbezogene Sprachförderung im Landesprojekt Wirtschaft integriert umsetzen.

Engagierte Zusammenarbeit vor Ort

Um einen sprachsensiblen Fachunterricht zu ermöglichen, setzen wir bei Wirtschaft integriert auf ein Team von regional tätigen Multiplikatorinnen und Multiplikatoren. Durch regelmäßige Schulung und Beratung unterstützen sie Lehrkräfte dabei, den Fachunterricht sprachlich auf den Bedarf unserer Teilnehmenden anzupassen. Dazu gehört auch, den eigenen Sprachgebrauch zu prüfen.

Unsere Multiplikator/-innen und Lehrkräfte berichten über die engagierte Zusammenarbeit vor Ort:

Ellen Zickner, Multiplikatorin für Sprache in Wetzlar

„Als Multiplikatorin für Sprache ist es mir besonders wichtig, bei Lehrkräften und Ausbilder/-innen ein Bewusstsein für die Vielfältigkeit des Konzeptes „Sprachsensibles Unterrichten“ zu schaffen sowie passende Methoden und Materialien zur Umsetzung an die Hand zu geben. In dieser Form erhält unsere Zielgruppe der Menschen mit Sprachförderbedarf adäquate Unterstützung in ihren Lernzielen und bei sprachlichen Hürden.“

Hartmut Baumgart, Lehrkraft für Mathe und Physik in Wiesbaden

"Es ist wichtig, sich und den Teilnehmenden im Fachunterricht immer bewusst zu machen, wie bedeutend Sprache und deren konstruktive Anwendung ist. Daher sollte Sprachenlernen auch im Fachunterricht eine hohe Priorität haben. So können wir als Fachlehrkräfte beispielsweise für das Verstehen von Fachtexten wichtige Grundsteine legen und mit den Teil-nehmenden erarbeiten, wie sie sich mit geeigneten Methoden einen schwierigen Text systematisch erschließen können".

Christian Klatta, Multiplikator für Sprache in Marburg

"Als Deutschlehrer weiß ich, wie wichtig es ist, unseren Teilnehmenden die deutsche Sprache verständlich näher zu bringen. Ein erster Schritt ist, sich selbst zuzuhören und zu überlegen: Kann ich das, was ich erklären möchte, auch in kurzen Sätzen ausdrücken? Benutze ich Redewendungen, die Sprachanfänger/-innen nicht geläufig sind? Durch die Weitergabe meiner Erfahrungen an Fachlehrkräfte möchte ich zu vielen kleinen und großen Erfolgserlebnissen beitragen."

Ralf Chemnitz, Multiplikator für Sprache in Alsfeld

"Die Herausforderungen beim sprachsensiblen Fachunterricht sind sehr vielschichtig. Die Schulung und das Coaching der Lehrkräfte erfordern eine gute Beobachtungsgabe. Dabei kommt es vor allem darauf an, die Lehrkräfte für die sprachlichen Herausforderungen der Sprachlernenden zu sensibilisieren und sie für die Erprobung und dauerhafte Anwendung neuer Methoden zu gewinnen. Bei alldem bleibt man selbst stets ein Lernender."

Karina Chernenko, Multiplikatorin für Sprache in Kassel

"Sprache kann unsere Welt begrenzen aber auch unendlich weit öffnen. In meiner Rolle als Multiplikatorin für Sprache möchte ich die Grenzen der Sprache weiten und dabei sowohl die Lehrenden als auch die Teilnehmenden mit passenden Tools unterstützen."

Sabina Ramus, Multiplikatorin für Sprache in Fulda und Gießen

"Die Rolle der Multiplikatorin für Sprache hat nicht nur als Kommunikationsmedium zwischen Auszubildenden, Betrieb und Lehrkraft eine wichtige Funktion. Es bereitet mir auch große Freude, das Team der Wirtschaft integriert Dozent/-innen regelmäßig zu schulen, auf den neuesten Stand zu bringen und mir Feedback vom sensibilisierten Unterricht einzuholen. Die gute Vernetzung innerhalb des Teams ist Grundlage für Erfolgserlebnisse, die wir gemeinsam erzielen."

Michael Henkel, Lehrkraft Holz und Metall in Wetzlar

"Wir Lehrkräfte müssen hinsichtlich der zu erlernenden Fachsprache Brücken bauen – als Lehrkraft für Holz und Metall wende ich dabei gerne praktische und bildliche Beispiele beim Lernen der Berufsfachsprache in der Ausbildung an. So entsteht eine Überleitung zum Ver-stehen der Bildungssprache in den Lehrbüchern."

André Neumann, Lehrkraft für Hotellerie und Gastronomie in Fulda

"Durch die jahrelange Arbeit findet oftmals wenig Reflexion des eigenen Sprachgebrauchs statt. Insbesondere im Bereich der Hotellerie/Gastronomie kann es recht schnell und hektisch zugehen. Da ist es wichtig, sich auf die sprachlichen Voraussetzungen der Lernenden einzustellen. Angewohnheiten, wie beispielsweise den angefangenen Satz der Teilnehmenden zu beenden, sind kontraproduktiv und gehören definitiv der Vergangenheit an".

Dieter Lehmann, Lehrkraft für Bauzeichner, Mathe, Kommunikation, Werte und Normen in Wiesbaden

"Die Auseinandersetzung mit dem sprachsensiblen Fachunterricht zeigt mir immer wieder, dass kleine Wörter einen großen Unterschied machen können. Dies gilt nicht zuletzt für die Prüfungsvorbereitung. Wer den Begriff 'Querschnitt' nicht kennt, kann eine entsprechende Aufgabe nicht lösen, auch wenn die Formel bekannt ist. Diese Hürden zu identifizieren und mit geeigneten Methoden zu überwinden, halte ich für eine wichtige Aufgabe".

Robin Berezov, Lehrkraft für Technisches Zeichnen, Mathe, Wirtschafts- und Sozialkunde in Kassel

"Sprachsensibilität ist im Unterricht eines der wichtigsten Werkzeuge, um den Teilnehmenden die Möglichkeit zu geben, die dargebotenen Inhalte gut zu verstehen und nachhaltig zu lernen. Die Schulungen haben mir geholfen, meine eigene Sprache im Unterricht zu reflektieren und an die Bedürfnisse der Teilnehmenden anzupassen und ihnen so ein besseres und erfolgreicheres Lernerlebnis zu gewähren."

Karlheinz Deppert, Lehrkraft für Elektro und Lagerlogistik in Fulda

"Für die Teilnehmenden ist die Sprachsituation im Unterricht oft unvertraut und neu – der Weg von der Alltagssprache hin zur Unterrichts- und Fachsprache muss von den Teilnehmenden bewältigt werden. Mit den richtigen Methoden-Werkzeugen können wir Lehr- und Lernprozesse so gestalten, dass sie für die Lernenden fachlich authentisch und bewältigbar sind."

Web Based Training zum Sprachsensiblen Unterrichten

Zur Unterstützung der Lehrkräfte wurde im Rahmen des Landesprojektes ein Web Based Training zum Thema "Sprachsensibles Unterrichten - Grundlagen und Praxistipps" entwickelt. In interaktiven Modulen, Audios und Videos lernen die Fachlehrkräfe unter Anderem

  • den eigenen Sprachgebrauch zu reflektieren und sprachsensibel zu unterrichten,
  • schwierige Sprachsituationen [Aufgabenstellungen etc.] wahrzunehmen und zu entlasten,
  • zusätzlichen Deutschförderbedarf an die DaZ-Lehrkräfte zurückzumelden und
  • Teilnehmende bei der Anwendung von sprachlichen Lerntechniken zu unterstützen.

 

Deutschförderung im Betrieb – Sprache tagtäglich lernen

Die meisten Arbeitsplätze sind mit vielfältiger Kommunikation verbunden. Eine gezielte betriebliche Unterstützung hilft Mitarbeitenden und Auszubildenden mit Sprachförderbedarf, den sprachlichen Anforderungen frühzeitig gerecht zu werden. Auch für den erfolgreichen Ausbildungsabschluss ist Sprache ist eine wesentliche Voraussetzung. Daher gilt es gute und realistische Wege zu finden, wie Auszubildende mit Zweitsprache Deutsch auch in der betrieblichen Praxis besser Deutsch lernen können.

Unter dem Motto „Sprache im Betrieb täglich lernen“ fand im Rahmen des Landesprojektes eine Veranstaltungsreihe für Betriebe statt. Beim Erfahrungsaustausch wurde deutlich, dass jeder Betrieb schon durch kleine Hilfestellungen und Hilfsmittel viel bewegen kann, um seine Auszubildenden beim Erlernen der deutschen Sprache aktiv zu unterstützen.